Nordhessen stärken

Die südhessische Landesregierung vernachlässigt Nordhessen und den ländlichen Raum systematisch: Das muss endlich ein Ende finden! Es braucht eine am Menschen orientierte Infrastruktur, bezahlbaren Wohnraum, einen guten Ausbau des ÖPNV sowie eine rasche Sanierung der Landesstraßen. Es ist Zeit, dass unsere Region wieder die Wertschätzung erhält, die sie verdient hat.

Nordhessen ist die Heimat von fast einer Million Menschen. Damit unsere Region und unsere Interessen endlich wieder in den Mittelpunkt gerückt werden, braucht die nächste Landesregierung unbedingt mindestens einen nordhessischen Minister oder eine nordhessische Ministerin. Neben der wichtigen fachlichen Qualifikation braucht es einen lokalen Bezug zu den Themen, die uns vor Ort bewegen.

Bei einem meiner regelmäßigen Austausche im VW-Werk Baunatal

So müssen wir den Wandel der Arbeitswelt intensiv begleiten. Neben der Digitalisierung muss hier auch der Klimaschutz im Fokus stehen. Wir sind insbesondere von der Automobilindustrie und dem VW-Standort in Baunatal abhängig. Aber auch die kleinen und mittleren Unternehmen in unserer Region brauchen Unterstützung. Mit einem Transformationsfonds auf Landesebene könnte diese Entwicklung seitens der Politik für die Region begleitet werden.

Wichtig ist aber auch die Stärkung und der Ausbau des kulturellen Angebots in Nordhessen. Neben dem Erhalt des Staatstheaters in Kassel ist es unerlässlich, Projekte wie den Kultursommer Nordhessen weiter zu fördern und Projekte im Landkreis Kassel stärker in den Fokus zu rücken. Denn eines haben wir unter Corona gelernt: Mit Kultur lebt es sich besser.

Ich setze mich dafür ein, dass alle Menschen in Hessen bezahlbaren Wohnraum finden, nicht nur in den Ballungszentren, sondern gerade auch im ländlichen Raum. Deshalb müssen wir insbesondere die Umnutzung leerstehender Gebäude fördern und kleinere Wohnungen für junge und allein stehende ältere Menschen unterstützen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Umwelt- und Klimaschutz: Dazu gehören nachhaltiges Bauen, energetische Gebäudesanierung und der Einsatz nachwachsender Rohstoffe wie Holz. Dies muss mit Landesmitteln unterstützt werden, damit es nicht zu einer großen Mehrbelastung beim Bauen führt. Schließlich ist es mir wichtig, die Rechte der Mieterinnen und Mieter zu stärken, gegen Spekulation auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen und für einen sozial ausgewogenen Wohnungsbau zu sorgen, der alle gesellschaftlichen Gruppen berücksichtigt.

Eine weitere Säule ist die Infrastruktur. Für das Leben in einer ländlichen Region wie der unseren sind die Stärkung des ÖPNV und der Ausbau der Radwege natürlich von zentraler Bedeutung. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch das Auto im ländlichen Raum weiterhin eine Rolle spielen muss. Die Landesstraßen im Landkreis Kassel sind in einem sehr schlechten Zustand. Um nicht weiter auf Buckelpisten fahren zu müssen, ist eine zügige Sanierung notwendig.

Aber auch unsere Frei- und Hallenbäder verdienen im Interesse unserer Kinder und Vereine mehr Aufmerksamkeit. Bau und Unterhalt von Frei- und Hallenbädern sind mit erheblichen Kosten verbunden. Diese können nicht allein von den Kommunen getragen werden, das Land Hessen entzieht sich hier seiner Verantwortung. Damit unsere Kinder auch in Zukunft schwimmen lernen, Sportvereine ihre Aktivitäten ausüben und wir alle in unserer Freizeit ein erfrischendes Bad genießen können, bedarf es einer besseren finanziellen Unterstützung durch das Land. Es ist an der Zeit, wieder mehr in Frei- und Hallenbäder zu investieren.

Auch die gesundheitliche Versorgung der Menschen auf dem Land ist in Gefahr: Kleine Krankenhäuser sind latent von der Schließung bedroht, Hausarztpraxen werden aus Altersgründen ohne Nachfolger aufgegeben, das Netz medizinnaher Dienstleistungen wie Physiotherapie wird dünner. Hier müssen wir konsequent gegensteuern und Programme auflegen, die gerade die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum stärken. Mehr dazu unter „Gesundheitsversorgung“.

Die Land- und Forstwirtschaft in Hessen steht vor der Herausforderung, hochwertige Nahrungsmittel und Holz zu produzieren und gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Naturschutz zu leisten. Ich halte eine Neuausrichtung der Landespolitik für dringend erforderlich, die sowohl eine sichere Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten gewährleistet als auch den Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt sicherstellt. Ich setze mich dafür ein, dass unsere Wälder naturnah bewirtschaftet und landwirtschaftliche Flächen nachhaltig genutzt werden können. Es muss wieder eine Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden: Die heimische Landwirtschaft muss stärker in die Prozesse eingebunden werden.

Gerade deshalb freue ich mich, meine Themen und mein Fachwissen im Arbeitskreis Ländlicher Raum der SPD-Fraktion und im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Hessischen Landtags einbringen zu können.